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Hélène Doub - Vorwort - Garden Party, 2011
 

Die Arbeit von Sébastien Gouju, die sich auf die Fertigkeiten
und Kenntnisse zahlreicher Partner stützt, hangelt sich
am schmalen Grat einer Vorstellungswelt entlang, in der Poesie
und zarte Ironie als Echo funktionieren. Das Thema dieser
subtilen und anspruchsvollen Arbeit liegt insbesondere
in dem Unter-Spannung-Setzen unseres kulturellen Erbes.
Es fragt nach den Archetypen, die uns seit unserer Kindheit übermittelt werden und die eine gemeinsame Denkweise begründen, die als Nährboden für das kollektive Unterbewusstsein fungiert. Die Werke des Künstlers laden
den Zuschauer oftmals zu einer leichten Blickverschiebung
ein und zu einer geringfügig andersartigen Konstruktion
des Sinns dessen, was er sieht. Jedes Werk schafft eine neue
Darstellung der Welt auf der Grundlage von Elementen,
die es der Welt entlehnt. So vermittelt eine Glaskugel (Ballon) dem Zuschauer den gleichen Eindruck von Leichtigkeit
wie eine Heliumkugel, wobei aufgrund des verwendeten Materials gleichzeitig die Idee der Zerbrechlichkeit eingeführt wird. Das gleiche gilt für die Zeichnungen des Künstlers.
Sie stellen Bilder sehr unterschiedlicher Quellen (Werbung, Militärpropaganda, Architektur, Geschichte etc.)
nebeneinander, die, wenn sie miteinander konfrontiert werden, einen neuen Raum für Gedankenspiele entstehen lassen.
Das kreative Konzept Sébastien Goujus wurde 2008
vom Generalrat des Départements Moselle gewürdigt,
der dem Künstler ein Jahr lang in Berlin die Möglichkeit
einer Künstlerresidenz eröffnete.

Mit Garden Party hat Sébastien Gouju mehr als
nur eine Ausstellung geschaffen. Er lässt uns in die bittersüße Atmosphäre dieser ausgelassenen und kollektiven
Augenblicke eintauchen, die gewöhnlich das öffentliche Leben untermalen. Er schafft in den prachtvollen Salons
der Saarländischen Galerie einen Dekor, der uns eigentümlich vertraut ist. Kamine, Girlanden und Leuchter beschwören offizielle Empfänge herauf, Vernissagen oder auch
Theaterpremieren. So wird hier eine ganze kulturelle Welt
mit ihren Codes, ihren Persönlichkeiten, ihrer Pracht
und ihrem Elend heraufbeschworen und hinterfragt.
Die Garden party, zu der uns Sébastien Gouju einlädt,
lässt uns ebenfalls die einzelnen Maskeraden erkennen,
die mit Mühe die Kehrseite des Dekors kaschieren. Die Tapete,
die die Wände verschönert, wird deshalb mit giftigen Blumen geschmückt, die Kandelaber werden uns einige Hintergedanken enthüllen, während die bunte Girlande,
die uns zweifellos an die Berliner „Biergärten“ erinnern wird,
einem Brand zum Opfer gefallen zu sein scheint.
Das auf der Ausstellung Let’s Dance (1) gezeigte Werk
„Dansez !“ von Claude Lévêque, lud den Zuschauer dazu ein
- oder zwang ihn dazu ? -, zusammen mit anderen einen festlich-fröhlichen Moment zu teilen, wobei es gleichzeitig aufdeckte, welche Zwänge - sozialer, moralischer Art - sich
in jede kollektive Veranstaltung einschleichen. Auch die Werke
der Garden Party spielen mit der Zweideutigkeit der Botschaft :
Der Zuschauer kann wählen, ob er sich nur an den Schein hält
oder jenseits des Scheins, unter die Oberfläche
der Dinge schaut.

(1) : Die Ausstellung wurde 2010 im Museum für zeitgenössische Kunst MAC/VAL in Vitry-sur-Seine gezeigt.